Geistig aufzuwachen ist kein Zuckerschlecken. Mit jedem Schritt weiter ins Licht wird dem entsprechend viel unangenehmer Gerümpel sichtbar und vor allem wieder fühlbar, der seit Jahrzehnten und
Jahrhunderten (wenn nicht länger...) unbesehen in uns vor sich hin gegammelt hat.
All dieses Zeug...es ist kein Müll eigentlich, aber ich nenne es doch oft so, weil es eben so lange unter Licht- und Luftabschluss vor sich hin gegärt und gefault hat, dass es wirklich auf
allen Ebenen sehr unangenehm ist, ihm zu begegnen... Also all dieser Müll, den wir immer schön irgendwo in unserem inneren Keller, im Schatten - im Dunkeln eben, denn wir handelten nach dem nicht
sehr gut durchdachten Prinzip 'aus den Augen, aus dem Sinn' - verstaut hatten, weil wir grad keine Lust hatten, so etwas, schon damals so unangenehmes zu fühlen, oder aber auch, weil es für uns
damals einfach zu viel gewesen wäre, kommt nach und nach zum Vorschein.
Das Gefühl, nach so langer Durststrecke endlich
seine Seele wieder zu spüren...
Ja, Spass macht das nicht, und doch ist es uns einerseits ein mit wachsender Erfahrung immer stärkerer Trost, dass diese Phasen, wo wir "Müll" bearbeiten müssen, eben auch bedeuten, dass wir
vorwärtsgekommen sind auf unserem Weg, dass wir uns wieder einen Schritt weiter befreit haben, denn sonst wären wir nicht dort bei dieser "neuen" Portion Müll angelangt. Und andererseits folgt
der "Beweis" dass dem so ist, immer früher oder später nachdem die Arbeit gemacht, das gewonnene Wissen daraus integriert ist und wir uns irgendwann, manchmal wie aus heiterem Himmel so
befreit, so erleichtert fühlen und so viel mehr Liebe und Inspiration und Lebensfreude in uns fliesst. Was dann eben so viel Spass macht, dass alle Mühsal damit locker aufgewogen ist.
Und spätestens dann, wenn wir nach einigen Jahren zurückzublicken und erkennen was für ein neuer Mensch wir geworden sind, wie viel lichtvoller und geistig stärker, wie viel reifer und
freier, mit einer so viel grösseren Lebensqualität, wissen wir: DAS war es wert und deshalb bleibe ich dabei.
Zurück ins Alte ist nach einer Weile ohnehin keine wirkliche Option mehr ;) Denn jedes Mal, wenn man sich überlegt "hey komm, jetzt reichts mir aber, ich geh zurück ins Vergessen, dann hätte ich all diese Probleme nicht", weiss man eigentlich schon bevor man das zu Ende denken konnte, dass man unter keinen Umständen in diesen Sumpf zurück möchte: ohne echte Perspektive, ohne wahre Liebe, so voller – permanentem, unten drunter schwelendem – Leid, Einsamkeit, Verlorenheit...
...der Frieden,
der immer öfter und immer länger in einem wohnt
und immer unerschütterlicher wird...
Erwachen macht also vielleicht keinen Spass so auf den ersten Blick und in dem Sinne, dass es IMMER leicht und lustig wäre, aber es macht auf eine sehr tiefe und nachhaltige Art Freude und es gibt vor allem Halt und Orientierung. Und Sinn.
Das Gefühl nach so langer Durststrecke endlich seine Seele wieder zu spüren... die lang verlorene Quelle der Liebe, die man wieder in sich beginnt zu fühlen... die Entspannung und Geborgenheit, das Gefühl zu Hause Sein, nach dem man sich ein Leben lang so gesehnt hat, das sich immer mehr in einem selbst ausbreitet... der Frieden, der immer öfter und immer länger in einem wohnt und immer unerschütterlicher wird... die immer klarer werdende Erinnerung daran, wer und warum man hier ist...
Das alles sind die unschlagbarsten Argumente und ist unaufwiegbarer Lohn dafür, diesen Weg auf sich zu nehmen.
Schritt für Schritt nach Hause.